30. Mai 2010


späte apfelblüte

mit den wolken spielt
der volle mond dieser nacht
ein geheimes lied
in den himmel geschrieben
allen denen, die lieben



27. Mai 2010


weiter

meer und wind
nur geister sind
stark genug, mein leben
entgegenzunehmen
zu ihnen will ich mich
hinbegeben
denn zeit will nur streben
hat keine zeit
in wirklichkeit
werde euch finden
irrlicht auf wasser
schwarzes auf weiß
winken mir zu
nehmen mich mit
wie ich bin
hier darf ich liebhaben
geistergleich
nachts gehn wir um
wie geister tun
sowohl einfach so
der ordnung halber
die wir gern stören
als auch miteinander



23. Mai 2010



einst hatte ich
einen grünen raum
für einen augenblick
war ich in ihm
aber obwohl ich
noch lange wohnte
am selben ort
und später woanders
flieder zog
fand ich ihn nie mehr
er war licht



21. Mai 2010


wunsch


dies eine tausendfältig
wozu auch benannte –
ich habe zwei hände
aufgehalten
für alles unhaltbare
weiß nicht, ob es viel
oder zu wenig
mögen aber die hände
sich niemals schließen
um nichts
als nur das eigene ich
wo fühlen war
frei und vergeblich



16. Mai 2010



nach langem regentag
plötzlich tiefroter himmelsrausch –

laß nicht die augen davon
denn schon ist es zu spät

für das langsame auge der kamera



11. Mai 2010


dieser verkehr

in hohen verwehungen treiben frauen und männer die straßen auf und ab,
als suchten sie nach irgendwelchen türen.
ich stehe unter einem torbogen, der in einen brunnenhof führt, etwas backsteinepiskopales.

es ist wahr, im wasserspiegel gibt es eine welt, die es nicht gibt;
darüber aber liegt eine in höchstem maße fragwürdige welt.

erst dachte ich, die nächte, das unbehagen, würden wieder gehen, später, oder nach dem ende. dann löste die zeit ihre daumenschraube und zog damit weiter, anderswo hin, wo es zu tun gibt. ich schaue ihr im dunkeln nach.

hier aber kam ein mensch vorbei, davon erzählen noch immer die steine.

was ist wirklicher.
stille kommt näher, sieht sich um, tritt ein.



9. Mai 2010


kosmisch

lautlos katastrophales geschehen –
nie gesehen, die schreckhaft sich weitenden
himmel, augen
ganze sternbilder, die zerfliegen
einschläge, lautlos

wecke nichts mehr, es wird dich so wie so nehmen
in den eisigen einsamen raum des kometen
ohne ein herz
sich für dich zu regen



6. Mai 2010



i had a dream
it wasn´t there
just for a song
i payed for it
but now it´s done
what dreams will do
that don´t come true
where dreams belong
it has gone on



1. Mai 2010



wege IV

du bist in mir drin

und weil du in mir bist
kann ich dich nicht sehn

muß ich dich sehn?
sollen wir nicht in freundlichem dämmer
behüten unser innerlichstes geschehn?

auf daß uns nicht
die augen aufgehn?

vielleicht sollen wir
uns nur erinnern?
an wärme, gelöstheit
ein liebes gesicht?
ist das der sinn?

ganz wie ein kind
sollst du sein in mir drin
(ein kind mußt du vollkommen fraglos lieben)

denn nur in mir
bist du wirklich
mir

dort ist
in uns allen der einzige weg
zu uns hin