29. Juni 2010



die nacht ist so lang
wenn man nichts möchte
als schlafen
und nicht kann
und liegt in sich gefangen
und alle welt schläft

die nacht ist so lang
hat längst angefangen



26. Juni 2010


möglichkeiten I

nun ist sommer
die schatten sind da
wir können spielen

jeder eine welt
schwanger mit sich
schattenembryonen

sie gehen leicht
aus- und ineinander
brauchen nichts

als ihre eigenen dimensionen
immer gleich –
schatten werden im licht



19. Juni 2010



komm heran, scheues tier
will dich nicht kontrollieren
nur einmal berühren
um leben zu spüren
das vielleicht, auch für dich
in mir



16. Juni 2010


auf der falschen spur

dies ist so ein tag, der droht abzugleiten
in eine richtung, die es gar nicht gibt
es sei denn, ein neuer name erfände
sich höchstpersönlich, etwa wie
christi altes, verdünntes blut
das in verkalkten adern rinnt
und in der enge das freie gewinnt

dann aber sage ich mir auch wieder
so ist es nicht, du gehörst dazu
wozu? - zum ... ganzen
irgend etwas steht auf dem spiel
worum es sich handelt, scheint weniger wichtig
reales kann plötzlich sehr surreal werden
sich in stein einbilden, wenn die bombe fällt

wohin also willst du, da ist nur eine welt
alles andere als ihr gewaltiger rummel
ist nichts
als eine falsche spur



15. Juni 2010


dichtertao

dispersed are we ...
virginia woolf


dichterfreunden möchte ich begegnen
mit meinen seelenbrüdern und -schwestern
aus dem stehgreif bälle zuwerfen

so wie überall auf der welt musikanten
singen, sich spielen durch alle oktaven
sobald sie unterwegs zusammentreffen

wie immer schon die beduinen taten
am feuer unter dem sternenzelt

wie auch die alten chinesen, japaner
länder erwanderten, einander besuchten
um sich gut zu unterhalten

dazu müßte man frei sein, ungebunden
wir heutigen aber sind verstreut
und in so vieler hinsicht nur sklaven


9. Juni 2010


die sage geht

in einem millimeter höhe über dem boden
größere, windigere wirklichkeit

und dunkle materie in den zwischenräumen
die da ist, weil etwas sie besagt

und die augen der worte, welche sehen
ohne zu wissen, wer die worte schreibt



2. Juni 2010


gleichnis

ein buch in mir füllt sich
mit stückchen, ganzen seiten
diesem tonfall
manchem entgleiten
wärme, winden von weither
einem wesen aus laut und luft
das nie erstarrt

und eine lichtung tut sich auf
in der zeit ...

nie wieder wird es sein, wie es war
es wird anders sein
vielleicht nichts
vielleicht wunderbar

mit einem ende, wie es lebendigem wird
das eines natürlichen todes stirbt
und keiner obduktion bedarf