29. November 2010


der fliegende holländer

erfaßt von keiner
bilanz
unangemeldet
beim meldeamt
bekannt und nicht
weil ich dich lesen kann
weil einfache dinge
unerklärlich
mitgenommen
und nur wellen
stranden -
bleib auf dem posten
da du einen gefunden

kann mich nicht erinnern
wie es weiterging
in den zeiten, die kommen



23. November 2010


per-sonare

da suchst du also, suchst in dir
als ein schaffendes ich zu schaffen
suchst und suchst dich
halb zu schanden

bis du mit einem mal erwachst
und weißt, du bist nichts
als dies eine gedicht
das zu schreiben dir aufgegeben
und das du niemals schreiben wirst

weil es deine hülle durchklingt
wenn du nicht vorhanden



22. November 2010


matsch

bestimmt vergingen mehrere minuten, bis sie einsah, daß sie nicht sah.
sie hatte, wie gewohnt, diese zeichen vor sich, aber es konnte damit zu tun haben, daß es schon den ganzen tag so schwer und naß schneite.
also dachte sie an gummistiefel. bildlich.
groß hatte sich am leben nichts geändert, seit sie zuletzt hingeguckt hatte.
alles war wohl weiter gegangen und geworden und hatte sie mitgenommen, dafür gab es beweise, das hatte doch jemand genau ausgerechnet.
was sie selbst dachte, tat nichts zur sache. sie fühlte sich nicht ganz an der selben stelle und wollte lieber die augen schließen. mechanisch.
daran hinderten sie die zeichen, sie besagten nämlich etwas, aber wem?
und wenn man das nicht wußte, wie sollte man wissen, was?
dunkel wurde es, wie ein erdrutsch wegen durchweichten bodens abgeht.
aber die gummistiefel standen bereit. man konnte im zweifelfall losstapfen. oder vielleicht war nur der kopf ins rutschen geraten, was mit dem wetter zu tun haben konnte - schwierig zu entscheiden, was am ende vorzuziehen war. stand das haus noch? - wie war in gedachten schlammassen zu denken?



12. November 2010


novembernacht

draußen fährt ein sturm. drinnen mit sich.
viel bleibt im stummen.
einmal las ich, daß humphrey bogart sein leben lang
an quälender antriebslosigkeit litt.
ja.
mit welcher selbstverständlichkeit sie alle schon tot sind.
das schwatzen aus dem radio nimmt mich ein wenig weg von mir.
für eine kleine weile.

hör auf mich, mit so großen augen kommst du nicht durchs leben.


6. November 2010


ledsnaden

die falle hat zugeschnappt
fast geräuschlos
ein leichtes schnappen
jahre
die in einem zeichen standen
dem des wartens
das warten ist vorüber
ich blicke ihm nach
bleibe zurück
warte auf ein zeichen


4. November 2010


nichts zu sehen

nichts zu sehen
es dunkelt schon
an den scheiben rollt weiter
der regen herab
ein paar bäume schütteln sich
verschwommen
als wollten sie sich los sein
blätter fliegen
und nichts ist zu hören
von hinter den scheiben
auch von davor nicht
denn nichts ist an
und nichts ist zu sehen
wie gesagt



2. November 2010


was auf mich zutrifft

ich bin bei den menschen
zu besuch
wir sind uns fremd
und nah

reich mir die hand. es ist die hand
die mir alles
in allem
und doch nicht
erreichbar